Memento mori - Bedenke, dass du stirbst

Wir Menschen sind durch unsere Sterblichkeit miteinander verbunden und können durch gemeinsames Essen und Trinken, das Leben immer wieder ganz bewusst zelebrieren.

Genau das wollen wir im Death Café Oldenburg tun.

Wir laden Sie herzlich ein, in ganz besonderer Atmosphäre, in kleinen moderierten Gesprächsgruppen und bei Kaffee, Tee und Kuchen, gemeinsam über den Tod zu sprechen.

Es gibt die Möglichkeit Fragen zu stellen, einem konkreten Gedanken nach zu hängen, andere Meinungen zu hören, gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren oder konkrete Ideen für die eigene Trauerfeier zu entwickeln.

Achtung: Es wird keine akute Krisen- oder Trauerbegleitung geleistet.


Und für die, die den Text zum Coffin Club noch einmal lesen möchten:

Schräge Möbel fürs Grab

Ob Elvis, Hühner oder Landschaftsbilder: In Neuseelands „Coffin Clubs“ werden Särge selbst gebaut und dekoriert. Das macht Spaß, hilft gegen Einsamkeit - und gibt dem Grabmöbel eine persönliche Note.Manche mögen das neue Hobby von Geraldine Langford für etwas makaber halten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die alte Dame schon 91 ist. Aber jetzt, nachdem sie die eher klassischen Freizeitbeschäftigungen wie Modellbau, Polstern oder Kuchenbacken durch hat, baut Geraldine Langford eben Särge. Drei hat die Rentnerin aus Rotorua, einer Stadt auf Neuseelands Nordinsel, schon zusammen. „Aber gebraucht habe ich selber noch keinen“, fügt sie schnell hinzu. Ihren ersten Sarg baute sie für ihren verstorbenen Ehemann, den zweiten für einen Freund, der ihre Arbeit bewunderte. Jetzt bastelt sie gerade am passenden Erdmöbel fürs eigene Grab. Miss Langford verziert das gute Stück mit Aquarellbildern von Orten, an denen sie früher mit ihrem Mann gern zum Wandern war.Mit ihrem merkwürdigen Hobby ist die alte Dame keineswegs allein. In Neuseeland gibt es inzwischen mehr als ein Dutzend sogenannte Coffin Clubs - zu Deutsch: Sarfvereine. Der Verein in Rotorua hat etwa 100 Mitglieder - ganz schön viel für eine Stadt mit 50 000 Einwohnern.Begonnen hat die Bewegung in dem Inselstaat im Pazifik vor ein paar Jahren. Damals suchte die ehemalige Krankenschwester Katie Williams nach neuen Beschäftigungen für ältere Menschen. Weil sie sich selbst mit Holz- und Zimmerarbeiten nur wenig auskannte, brachte sie 2010 eine Gruppe von Freunden zusammen. Kurz darauf war der erste Sargverein geboren. "Hauptsächlich schließen sich die Leute einem Coffin Club an, um am Ende ihres Lebens die Kontrolle darüber zu behalten, was mit ihnen gemacht wird", sagte die heute 78 - Jährige. Allzu oft fühlen sich Familien vom Bestatter genötigt, viel Geld für einen Sarg auszugeben, der dann überhaupt nichts mit dem Menschen zu tun hat, der darin liegt. Williams meint: "Gold und Mahagoni sind nichts im Vergleich zu einem Sarg aus einfachem Holz, der mit Liebe dekoriert wurde." Und billiger ist es auch. Während ein durchschnittlicher Sarg im Handel in Neuseeland umgerechnet 720 Euro kostet - und teure Modelle fast zehn Mal so viel -, kann man schon ab 160 Euro einen selber bauen. „Es gibt eine große Flexibilität bei den Behältnissen, in denen man sich beerdigen lassen kann“, sagt die Vorsitzende des Bestatterverbands, Katrina Shanks. Trotzdem bewegen sich Neuseelands Coffin Clubs nach wie vor in einer Marktnische.Abgesehen davon, dass es Geld spart und vielleicht letzte Wünsche erfüllt, ermöglichen die Vereine auch Sozialkontakte. Wobei Ideengeberin Williams Unterschiede zwischen Frauen und Männern erkannt hat. Männer nutzten hauptsächlich die morgendliche Teepause und den Mittag zum Reden, werkelten ansonsten aber still vor sich hin. „Die Frauen tauschen sich die ganze Zeit über aus - weil sie mehrere Dinge wie Arbeiten und Reden, gleichzeitig tun können.“In der Werkstatt des Sargvereins von Rotorua treffen sich jede Woche etwa 50 Leute. Manche haben ihre Särge schon seit Jahren fertig, kommen aber immer wieder, um mit den anderen zu reden. Die meisten Mitglieder sind älter. Es gibt aber auch jüngere Leute, die Behinderungen oder unheilbare Krankheiten haben. Als wohltätiger Verein unterstützt der Club auch Bedürftige, die nach dem plötzlichen Tod eines Familienmitglieds nicht genug Geld für einen Sarg aus dem Geschäft haben. Zudem baut er Modelle für totgeborene Kinder.Bevor die Verzierung beginnt, helfen oft erfahrene Sargbauer bei der Zimmerarbeit. „Es ist wundervoll zu sehen, wie diese Holzkisten das Leben ihrer Besitzer widerspiegeln“, sagt Williams. Einer der Särge hier sieht aus wie eine Tram, ein anderer wie ein Go-Kart. Die 75-jährige Pearl Frost hat sich dazu entschieden, tanzende Hühner auf das Möbelstück zu malen, in dem sie später einmal in der Erde liegen wird. „Die letzten 30 Jahre meines Lebens haben sich um meine Hühner und meinen Garten gedreht. Deshalb waren Hühnerbilder ein Muss.“Auch Raewynne Latemore musste nicht länger nachdenken. „Sobald ich gehört habe, dass ich mein „eigenes Ding“ machen kann, wusste ich, dass es Elvis sein würde.“ Die 71-Jährige verehrt den Rock-’n‘-Roll-Musiker seit ihren Teenager-Tagen. Und so prangt Elvis nun in Lebensgröße auf der Unterseite des Deckels. „Manche sagen, das passt - weil er jetzt bis in Ewigkeit bei mir liegen wird.“Auf das Stück ist sie schon so stolz, dass sie es nicht ungenutzt herumstehen lassen will. Bis es so weit ist, dient ihr Sarg erst einmal als Frisiertisch - zu Hause in ihrem Elvis - Fanzimmer.

Ein Text von Jule Scherer